Job Ghosting – Wenn der Schreibtisch am 1. Arbeitstag leer bleibt

Personalberatung

"Ghosting" ist ein Begriff, der ursprünglich aus dem Dating-Umfeld stammt und eine plötzliche und unaufgeklärte Beendigung des Kontakts zwischen zwei Personen beschreibt. Doch heute findet sich dieses Phänomen auch in der Arbeitswelt immer häufiger. Konkret bedeutet es, dass neue Kolleg:innen am ersten Arbeitstag einfach nicht erscheinen und zwar ohne Erklärung – als hätte es sie nie gegeben.

Eine aktuelle Online-Umfrage von Softgarden zeigt, dass immer mehr Arbeitgeber mit dem Problem des Job Ghosting konfrontiert sind. In diesem Artikel befassen wir uns näher mit den Ergebnissen dieser Umfrage und beleuchten die Gründe, Auswirkungen und möglichen Lösungen für dieses Problem.

Laut der Online-Umfrage von Softgarden haben zehn Prozent der Bewerber:innen schon einmal einen unterschriebenen Arbeitsvertrag vor Antritt der neuen Stelle wieder gekündigt oder sind ohne formale Kündigung einfach nicht zur Arbeit erschienen. Zusätzlich haben 21 Prozent einen neuen Job innerhalb der ersten 100 Tage gekündigt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Job Ghosting ein weitverbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt ist.

Auch internationale Studien belegen dieses Verhalten, denn laut einer Befragung von Indeed aus dem Jahre 2019 gaben 83% der befragten US-Recruiter:innen an, dass sie Erfahrungen mit Kandidaten gemacht haben, die sich im Laufe des Bewerbungsprozesses einfach nicht mehr melden.

Gründe für Job Ghosting:

Als Hauptgrund für das Job Ghosting benennen 41% das Vorliegen eines besseres Jobangebots eines anderen Arbeitgebers. Allerdings gaben fast die Hälfte der Befragten auch an, dass der Arbeitgeber den Abgang hätte verhindern können, indem er beispielsweise einen persönlichen Kontakt hergestellt oder die zukünftigen Mitarbeitenden besser auf das Unternehmen vorbereitet hätte.

Ferner gaben knapp vier von zehn Befragten an, dass sie erst nach der Unterzeichnung des Vertrags Zweifel an ihrer Entscheidung hatten. Diese Zweifel entstanden oft aufgrund unerwarteter Veränderungen im Umgang mit den neuen Mitarbeitenden oder der Aufgabenstellung.

Job Ghosting führt zu Ressourcenverlusten im Einstellungsprozess und hinterlässt bei den verbleibenden Mitarbeitenden oft Unmut und Unsicherheit und wirkt sich somit auch negativ auf das Employer Branding aus. Zudem verursacht es enorme Kosten, hierzu haben wir bereits in unserem Blogbeitrag zur Cost of Vacancy berichtet.

Maßnahmen zur Vermeidung von Job Ghosting:

Um Job Ghosting zu verhindern, sollten Unternehmen eine aktivere Kommunikation während des Einstellungsprozesses pflegen und klare Erwartungen setzen. Persönliche Kontakte, Teamvorstellungen und Veranstaltungen für neue Mitarbeitende können ebenfalls dazu beitragen, das Engagement der frisch Rekrutierten zu stärken.

Da auch die zeitliche Gestaltung – Stichwort „langatmiger Bewerbungsprozess“ – sowie individuelle Erwartungshaltungen eine große Rolle spielen, kann die Zusammenarbeit mit einer professionellen Personalberatung ebenfalls von Vorteil sein. Durch einen klaren und effizienten Prozess führt sie zu einer nachhaltigen Besetzung.

Job Ghosting ist ein zunehmendes Problem für Unternehmen auf einem kandidatenorientierten Arbeitsmarkt. Deshalb ist es sehr wichtig, die Gründe dafür zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Risiko zu minimieren. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die Qualität des Einstellungsprozesses und die Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen, um Mitarbeiter:innen langfristig zu binden und Job Ghosting zu verhindern.

Das Arbeitsverhältnis sollte bereits bei Vertragsunterzeichnung als solches gelebt werden und der Onboardingprozess frühzeitig starten. Der Schlüssel ist wie so oft die Kommunikation. Denn nur wenn diese aufrichtig und wertschätzend ist, fühlen sich alle Beteiligten abgeholt.  Dabei spielt auch die Kontaktebene eine Rolle: Je höher und persönlicher diese ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit für einen kommentarlosen Kontaktabbruch auf Bewerberseite.